
15.12.2014
Unsere Herzen haben wieder neu Feuer gefangen!
100 Jahre Schönstatt-Feier in Schönstatt und Rom
Die Kirche muss anziehend werden. Anziehung entsteht durch Zeugnis! Gebt Zeugnis. Ich bitte Euch um Heiligkeit. Das wird die Kirche erneuern.
Ich weiss nicht wieviel Asche sich in 100 Jahren über die Glut gelegt hatte, aber ich weiss, dass in den Herzen vieler das Feuer des Anfangs bei den Jubiläumsfeiern in Schönstatt (16. – 19. Oktober 2014) und Rom (23. – 26. Oktober 2014) wieder neu zu brennen begann. Feuer war dann vielleicht auch das hervorstechendste von den vielen Symbolen und Zeichen, die bei diesen Feiern eine Rolle spielten. Für viele Pilger war wohl die Ankunft der 90 Fackelläufer, die das Feuer in 9 Tagen vom Wallfahrtsort Valle di Pompeji im Süden Italiens (Dieser Ort war damals für P. Kentenich ein wichtiger Anstoss gewesen für die Begründung des Wallfahrtsortes Schönstatt) bis nach Vallendar-Schönstatt getragen hatten. In der Pilger- Arena wurden mit diesem Feuer tausende von Zetteln mit dem Dank, der Bitte, den Anliegen, vor allem der Beiträge der Pilger in einem grossen Feuerbecken entzündet. Die Zettel waren vorher in Anspielung auf das Wunder von Kana (Joh 2,1-12) in 6 grossen steinernen Krügen gesammelt worden. Ein einzelner Läufer brachte dann seine Fackel bis vor das Bild der Gottesmutter im Urheiligtum. Mit dem Wort: „Hier bin ich“ brachte er die Bereitschaft aller anwesenden Schönstätter zum Ausdruck, sich erneut von ihr in Dienst nehmen zu lassen. Währenddessen erhellten die Lichter der tausenden von Pilgern in der Arena die Nacht. „Lass heute dein Licht leuchten. Lass mich mit ihm durch die Strassen der Welt zu den Völkern ziehen“, so hatten die Fackelträger auf ihrem Lauf täglich gebetet.
Für mich blieb diese Vigilfeier das eindrücklichste Erlebnis der ganzen Tage.
Selbstverständlich war auch die Liebesbündnisfeier am 18.10. um 17 Uhr - genau zur Stunde des Gründungsvortrages vor 100 Jahren - ein Höhepunkt der Tage in Schönstatt. Dazu wurde das Gnadenbild der Gottesmutter aus dem Urheiligtum zu den 10‘000 in der Arena versammelten Pilgern getragen. Maria wollte gleichsam die Pilger besuchen. Vertreter der jungen Generation zogen mit den Fahnen der 41 anwesenden Nationen ein. Sie trugen auch eine Rolle mit dem Text der Gründungsurkunde, die die meisten der Pilger unterschrieben hatten, und das Vatersymbol, das von Pater Kentenich für das Urheiligtum geschenkt worden war. Es wurde dann an diesem Tag im Heiligtum angebracht. Wie Maria in Schönstatt wirkt, das sagen deutlich die Verse eines sehr bekannten Liedes, das in diesen Tagen viel gesungen wurde: „Du zeigst mir Christus, führst mich zu ihm hin, zeigst meinem Leben den Sinn. Mit ihm im Herzen, mit Dir an der Hand, geht hin zum Vater mein Weg.“ In diesem Sinne wurde dann auch von allen das Liebesbündnis wieder mit dem schlichten Gebetchen erneuert: „O meine Gebieterin…“
Eindrücklich war auch der Schluss-Aufruf von P. Heinrich Walter, dem Vorsitzenden des Generalpräsidiums: „Haben wir den Mut, die ersten Heiligen der neuen Epoche unserer Bewegung zu werden!“
Die Feier in Schönstatt fand ihre Fortführung in Rom. Die Fahrt unserer CH-Pilger in zwei Bussen war etwas abenteuerlich – ein echte Pilgerreise: Kälte und Schnee auf dem San Bernardino, eine Reifenpanne, wegen Streiks verstopfte Strassen in Rom. So mussten wir auf einige vorgesehene Besichtigungen verzichten. Umso eindringlicher prägten sich uns die Besuche der beiden Schönstattheiligtümer in der ewigen Stadt, und wohl auch des Zimmers und des Grabes des Heiligen Vinzenz Pallottis ein. Auch die hl. Messe in seiner Lieblingskirche St. Andrea della Valle und in der Peterskirche, sowie die Predigten, die dort die Kardinäle W. Kaspar (Deutschland) und Fr. X. Errázuríz (Chile) hielten, wären es wert, hier mehr gewürdigt zu werden. Uns Teilnehmern wird sicher in schönster Erinnerung bleiben: Die Audienz mit Papst Franziskus in der Aula Paolo VI am Samstag, den 25. Oktober. In seiner Rede antwortete Papst Franziskus während zwei Stunden auf fünf Fragen, die ihm SchönstätterInnen aus verschiedenen Ländern stellten.
Er forderte uns auf, eine Kultur der Begegnung zu prägen.
„Heute erleben wir immer gravierendere Auseinandersetzungen, ein Auseinanderfallen in der Familie, in der Gesellschaft, auch in der Verkündigung.“
In einer Zeit, in der menschliche Bindungen zerstört würden, müssten Beziehungen neu geknüpft und Bindungen geschaffen werden. „Wir müssen arbeiten an einer Kultur der Begegnung“, sagte der Heilige Vater. Eine solche Kultur der Begegnung, „eine Kultur des Bündnisses“ führe zu einer neuen Solidarität in Gesellschaft und Kirche.
Papst Franziskus forderte die Gemeinschaften Schönstatts dazu auf, stärker missionarisch zu wirken: „Eine Kirche, die nicht aus sich herausgeht, ist eine komische Kirche. Eine Bewegung, die verschlossen ist in sich selbst, wird krank.“
Mich hat auch besonders angesprochen, was Papst Franziskus zur Marienverehrung sagte: „Wenn wir auch Jesus gut kennen mögen: Niemand kann sagen, dass er auf Maria verzichten kann. Niemand kann auf seine Mutter verzichten. Christen sind keine Waisen, sondern haben eine Mutter, die im Glauben erzieht.“
Nicht enden wollender Applaus kam dann auf, als uns der Papst ein Geheimnis verriet. Auf seinem Nachttisch habe er ein Bild der pilgernden Gottesmutter von Schönstatt stehen, und er grüsse sie jeden Morgen, indem er dieses Bild berühre.
Seine Aufforderung stimmte mit der von Schönstatt überein:
„Die Kirche muss anziehend werden. Anziehung entsteht durch Zeugnis! Gebt Zeugnis. Ich bitte Euch um Heiligkeit. Das wird die Kirche erneuern.“
Auch der hl. Vater bittet uns also, das Feuer weiter zu tragen! Der Fackellauf des Lebens geht weiter!
P. René Klaus